S wie Stecknadeln im makerist Nählexikon
Stecknadeln: die praktischen Allrounder
Es gibt wohl kein Nähkästchen in dem sie nicht irgendwo herumschwirren: Stecknadeln! Auch der vehementeste Nicht-Feststecker hat am Ende irgendwo eine Handvoll Stecknadeln herumzuliegen und das hat auch einen guten Grund: Stecknadeln sind super!
Muss man unbedingt feststecken?
Wer öfter mal im Näh Café auf Youtube vorbeischaut weiß, dass Bettina eine ganz fleißige Feststeckerin ist. Bei ihr wird auch das kleinste Streckchen fein säuberlich mit Nadeln gesteckt, sodass eine schöne saubere Naht entsteht. Natürlich werden wir Näher und Näherinnen mit der Zeit sicherer und können uns vielleicht hier und dort die ein oder andere Nadel sparen, aber auch professionelle und erfahrene Näher und Näherinnen arbeiten immernoch mit Stecknadeln. Die kleinen Nadeln sind also ein absolutes Must-Have in jedem Nähzimmer!
Alle reden vom Feststecken - was heißt das überhaupt?
Feststecken oder fixieren meint, dass ihr eure Stofflagen vor dem Nähen miteinander verbindet, bzw. aneinander fixiert, sodass unter der Nähmaschine nichts verrutschen kann und ihr saubere, gerade Nähte und Kanten nähen könnt. Das geht wunderbar mit Stoffklammern - schaut euch unbedingt auch das Video dazu an! Die andere Variante, wahrscheinlich etwas klassischere Variante, sind Stecknadeln.
Die gängige Stecknadel besteht aus einem spitzen Metallstäbchen mit einem Kunststoff- oder Glasköpfchen, um das sehr filigrane Stück gut greifen und handhaben zu können. Im Video zeigt euch Bettina die klassische Variante von Prym. Und als echter Kurzwaren-Riese, bietet Prym euch gleich eine Handvoll verschiedener Stecknadelnarten an. Schaut unbedingt im Shop vorbei! Neben die klassischen Schwesternadeln mit Kunststoff- oder Glasköpfchen, findet ihr auch Nadeln ganz ohne Köpfchen, nur mit einem kleinen Metallplättchen am stumpfen Ende oder längere Nadeln mit kleinen Kunststoffplättchen am Ende. Auch Länge und Stärke der Nadel können variieren.
Wie steckt man fest?
Das ist ganz einfach: ihr stecht mit eurer Nadel einmal von oben nach unten in den Stoff ein und dann wieder von unten nach oben heraus. Wer das ein paar mal gemacht hat, hat schnell den Dreh raus. Es gibt allerdings ein paar Kleinigkeiten zu beachten:
Oberseite:
Steckt eure Nadeln auf der Seite eurer Stofflagen, die beim Nähen oben liegt. So könnt ihr die Nadeln später beim Nähen unkompliziert greifen und entfernen.
Nadelposition:
Steckt eure Stecknadeln dort, wo später auch die Naht liegen soll, so wird genau diese Linie fixiert und die Stofflagen können nicht verrutschen.
Nadelausrichtung und Köpfchenposition:
Ihr könnt eure Nadeln hochkant oder quer stecken. Die beiden Varianten nehmen sich nicht viel. Manch einer meint, dass die Stofflagen bei hochkant gesteckten Nadeln doch noch verrutschen könnten - das ist aber sehr unwahrscheinlich. Wichtiger ist die Position eures Nadelköpfchens. Ein Wenn ihr quer steckt, ist es meist total egal, wo das Köpchen liegt. Steckt ihr von links nach rechts, könnt ihr die Nadeln beim Nähen auch nach links wieder entfernen und müsst nicht in der Maschine mit der rechten Hand herumfuchteln. Wenn ihr hochkant steckt müsst ihr allerdings beachten, dass ihr immer von unten nach oben steckt, weil es sonst ziemlich fummelig werden kann die Nadeln kurz vor dem Nähfüßchen aus dem Stoff zu ziehen.
Perforieren:
Bevor ihr aber irgendwas mit Nadeln feststeckt, ist es wichtig, dass ihr wisst, dass Stecknadeln sich nicht für alle Stoffarten eignen. Manche Stoffe: Leder, Kunstleder, Korkstoff, Wachstuch und ähnliche, werden von Stecknadeln verletzt. Das meint, dass die Nadeln Löcher in euren Stoffen hinterlassen, die sich nicht mehr schließen lassen und somit nicht wieder verschwinden, wie bei einer einfachen Baumwollwebware. Diese Löcher sehen nicht nur unschön aus, sie beschädigen auch euer Material und perforieren es, sodass es an diesen Stellen schneller reißen kann. Hier macht es Sinn lieber auf Stecknadeln verzichten und zu Stoffklammern zu greifen.
Dicke Lagen:
Ebenfalls auf Stecknadeln verzichten solltet ihr bei dicken Stücken und sehr dicken Stoff- und Wattelagen. Da kann es sein, dass ihr mit den gesteckten Nadeln eurer Nähstück etwas wellt. Optimalerweise greift ihr da auch lieber auf Stoffklammern zurück oder macht es ganz altmodisch und heftet eure Lagen zusammen. Bettina zeigt euch im Video wie stark die Wellen ausfallen können an einer Kante, die sie mit Schrägband einfasst und dabei einmal Stecknadeln und einmal Stoffklammern verwendet.
Warum solltet ihr nun überhaupt noch mit Stecknadeln arbeiten und riskieren euch in die Finger zu pieksen?
Stecknadeln bieten euch Möglichkeiten, die ihr mit Stoffklammern nicht habt. Denkt zum Beispiel an Strecken mitten im Nähstück, wo ihr mit Stoffklammern gar nicht feststecken könnt, zum Beispiel bei sehr breitem Säumen, beim Quilten oder Applizieren. Mit Stecknadeln könnt ihr ganz gezielt die Stücke erfassen die genäht werden sollen, egal wo sie liegen.
Punktgenau feststecken!
Außerdem könnt ihr mit Stecknadeln punktgenaue Markierungen mitten im Stück setzen. Bestes Beispiel hierfür sind Brustabnäher: steckt eure Nadeln einfach so, dass das Köpfchen genau am Ende des Abnähers liegt oder steckt euch Nadeln anstatt Knipse zu machen.
Mehr aus dem Nählexikon haben wir hier im Inhaltsverzeichnis für euch am Start! Schaut vorbei und entdeckt Techniken, Werkzeuge und ganz viel Inspiration!